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Fragmente von Sabbatlampen
Bodenfunde aus einem ehemaligen jüdischen Wohnhaus in Roth
Im Jahr 2002 fanden in dem Haus Kugelbühlstraße 3 umfangreiche Sanierungsarbeiten statt. Dabei kamen im Boden unter einer ehemaligen Treppe eine Reihe von Messinggegenständen zum Vorschein. Bei den Funden handelt es sich um Fragmente sogenannter Sabbatlampen aus einem jüdischen Haushalt aus dem 18./19. Jahrhundert.
Der jüdische Ruhetag, der Sabbat, beginnt am Freitag nach Sonnenuntergang und dauert bis zum Einbruch der Dunkelheit am Samstag. Am Freitagabend versammelt sich die Familie und es werden zwei Kerzen entzündet und über dem Familientisch brennt die Sabbatlampe.
Sabbatlampen sind Öllampen mit kranzförmig angeordneten Schnauzen, in denen die Dochte brannten. Bei unseren Fundstücken ist nur die kleinste Lampe fast vollständig erhalten. Sie besteht aus einem Kranz mit vier Schnauzen und einem balusterförmigen Schaft, die Aufhängung und eine an einem Haken befestigte Auffangschale für das Öl. Dazu kommen noch zwei Balusterschäfte, einer mit Aufhängung, und ein Kranz mit sechs Schnauzen. Die Lampen wurden wahrscheinlich in Nürnberg hergestellt, einem der wichtigsten Zentren der Messingverarbeitung. Da sie aus einem religiösen Zusammenhang stammen, wurden sie offensichtlich, nachdem sie unbrauchbar wurden, nicht entsorgt, sondern unter der Treppe des Hauses deponiert.
Der Fundort in der Kugelbühlstraße, früher Judengasse genannt, verweist auf den bevorzugten Wohnort der ehemaligen kleinen Rother jüdischen Gemeinde. Im Haus Nr. 3 lebte im 19. und 20. Jahrhundert die Familie des Eisenwarenhändlers und Bankiers Hermann Großhut (1847- 1922). Er gilt als wichtiger Finanzier und Unterstützer der Rother Industrie und zählte zu den angesehensten Persönlichkeiten der Stadt.