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Wer nicht liebt Weib, Wein, Gesang, der bleibt ein Narr sein Leben lang.
Dies war zumindest aus der Sicht von Martin Luther so, dem dieser Satz zugeschrieben wird. Der ehemalige Schlossbesitzer Wilhelm von Stieber, der dieses großformatige Gemälde Ende des 19. Jahrhunderts in Auftrag gab, lebte ganz sicher nach diesem Motto.
Allerdings ging es ihm nicht nur darum, seine offensichtliche Lebenslust zu dokumentieren, sondern er wollte eine historische Verbindung zu seinen Vorgängern auf Schloss Ratibor herstellen. In mehreren Gemälden ließ er diese erfundene Traditionslinie bis in das hohe Mittelalter zurückführen.
Der Maler, Ferdinand Wagner aus Passau, der für die gesamte bildnerische Ausgestaltung des Schlosses unter Stieber zeichnete, war ein ausgesprochener Spezialist für solche historischen Rückbezüge. Die Szene spielt um das Jahr 1200, als die letzten Grafen von Abenberg, die Vorgänger der Hohenzollern, die Herrschaft über Roth ausübten.
In seiner mit gotischen Architekturelementen gegliederten Form, nimmt das Bild Elemente eines mittelalterlichen Altarbildes auf. Gerahmt von einer Leierspielerin und einem Lautenspieler, zeigt die zentrale Szene einen Blick auf drei Paare, die in einem Burggarten um einen Brunnen gruppiert sind und mit Flirten, Trinken und Singen beschäftigt sind. Es handelt sich offenkundig um junge Angehörige des Hofes. Sie sind nach der neuesten Mode gekleidet und können dem Müßiggang frönen. Der Wein strömt aus dem Brunnen als Zeichen ihres opulenten Lebensstils.
Wilhelm von Stieber wollte so seine Stellung als vermeintlicher Nachfolger der Abenberger Grafen und der hohenzollerischen Markgrafen versinnbildlichen.