Stadt Roth (Druckversion)

Letzte Zeugen einer langen Geschichte

Die beiden Holzrollen – vermutlich aus dem 18. Jahrhundert – dienten in der Synagoge der jüdischen Gemeinde Roth als Aufhängungen für die Kronleuchter.

Die ehemalige Rother jüdische Gemeinde war zu Beginn der 30er Jahre des 20. Jahrhunderts bereits auf wenige Familien geschrumpft und zum Ende des Jahres 1935 löste sie sich ganz auf. Sicher haben auch die ständigen Repressionen seitens der Rother Ortsgruppe der NSDAP die Entscheidung der Gemeinde zur Auflösung und zum Verkauf ihrer Synagoge an einen christlichen Brauereibesitzer befördert.

Der Rother Ortsgruppenleiter – ein pathologischer Antisemit – stand nun vor einem perversen Problem. Zwar konnte er im Januar 1936 Roth stolz „judenfrei“ melden, doch fehlten ihm jetzt die Sündenböcke an denen er sich abreagieren konnte. Obwohl sich die jüdische Gemeinde eine würdevolle Verwendung ihres ehemaligen Gotteshauses vertraglich zusichern ließ, inszenierte er eine Synagogenschändung, in dem er Schutt in die Synagoge werfen ließ und die noch vorhandene Einrichtung zerstörte. Stolz sandte er die Fotografien dieser Zerstörung einer Synagoge, die schon gar keine Synagoge mehr war, an die Redaktion des Nazi-Hetzblattes „Der Stürmer“ in Nürnberg.

Die beiden Holzrollen tauchten bei Sanierungsarbeiten in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder auf und sind die letzten erhaltenen originalen Ausstattungsstücke der Rother Synagoge, die der Gemeinde fast 200 Jahre als Gotteshaus diente.

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