Stadt Roth (Druckversion)

Handwerk am Körper

Bis in das 20 Jahrhundert gab es das Handwerk des Baders, der neben dem Haareschneiden auch für Wundversorgung und kleinere medizinische Eingriffe zuständig war. Ursprünglich galt eine Zweiteilung der medizinischen Berufe; akademisch ausgebildete Ärzte beschäftigten sich hauptsächlich mit den theoretischen Aspekten der Medizin, während die handwerklich ausgebildeten Wundärzte für chirurgische Leistungen aller Art zuständig waren. Ein Überbleibsel dieser Unterscheidung war bis in die 1950er Jahre das kombinierte Berufsbild des Baders und Friseurs.

Diese Schröpfgerätschaften stammen aus dem Bestand eines Baders. Im Vordergrund drei sogenannte Schröpfschnepper oder Scarifikatoren. Im Hintergrund ein gläserner Schröpfkopf und eine Lampe aus dem 18. und 19. Jahrhundert.

Das Schröpfen und Aderlassen galt bis weit in das 19. Jahrhundert als medizinisches Allheilmittel. Die Schröpfköpfe wurden über der Lampe erhitzt und auf die Haut gesetzt. Beim Abkühlen entstand ein Unterdruck, der das Blut an der betroffenen Stelle konzentrierte was heilend wirken sollte. Die Scarifikatoren dienten dem Aderlass: eine Anzahl scharfer Klingen konnte in ihrem Inneren mittels einer Feder gespannt werden, setzte man sie auf die geschröpfte Körperpartie und ließ die Messer zurückschnappen, ritzten sie die Haut an und das Blut floss ab und mit ihm das krankheitsauslösende "Gift".

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