Stadt Roth (Druckversion)

Eine Allegorie der amerikanischen Geschichte

Dieser großformatige Kupferstich  (ca. 60 x 80 cm) stellt sicher das Hauptwerk des in Roth geborenen Künstlers Johann Michael Enzingmüller dar. Er wurde am 23. Juni 1804 als viertes Kind des Webermeisters Johann Michael und dessen Frau Katharina Barbara in Roth geboren. Schon frühzeitig erkannte der Rother Dekan Schnitzlein das künstlerische Talent des Jungen und ebnete ihm den Weg zur Nürnberger Kunstschule. Wirtschaftliche Not veranlasste ihn 1848 mit seiner Familie nach Nordamerika auszuwandern. In Bremen schifften sie sich auf dem Dampfer "Washington nach New York ein. In New York wurde Enzingmüller Mitglied der American Art Union und vermutlich auch der National Academy of Design. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich u. a. durch Illustrationen diverser Bücher und Zeitschriften. Ab 1853 lebte Enzingmüller mit seiner Familie in Newark bei New York. Dort starb er am 10. April 1888.

Bereits wenige Jahre nach seiner Einwanderung entstanden, sprechen aus diesem Werk die Begeisterung für Amerika und die Hoffnungen des Künstlers für sein Leben in der neuen Heimat, der er dieses künstlerische Denkmal setzte. Die Darstellung spannt einen großen Bogen von den Wikingern, rechts unten zu sehen, die bereits um das Jahr 1000 ihre Füße auf amerikanischen Boden gesetzt haben sollen, bis zu den 13 ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten als zentralem Bildmotiv.

Die wichtigsten Etappen und Personen der Geschichte der USA drängen ins Bild und werden dem Betrachter vorgeführt; Columbus hält mit Schwert und Fahne Einzug, hinter ihm gehen 1620 die Pilgerväter an Land und die ersten Sklavenhändler kommen ebenfalls bereits in einem Ruderboot angefahren. In der Bildmitte sehen wir eine Siedlerfamilie, denn diese Siedler waren es, die das Land für die Europäer erschlossen, den Indianern links daneben bleibt nur, sich demütig niederzuknien und voller Bewunderung zu Columbus aufzuschauen. Im Bildhintergrund breiten sich die Segnungen der Zivilisation über das weite Land aus – wir sehen zum Beispiel Eisenbahnbrücken und Telegraphenmasten.

Im hellen Licht erhebt sich im Zentrum des Bildes ein Felsen mit den eingehauenen Wappen der Bundesstaaten. Auf diesem Grundstein stehen in einer langen Reihe die ersten Präsidenten, angeführt von George Washington, der gerade seinen Eid auf die Verfassung ablegt. Allegorische Gestalten halten die Unabhängigkeitserklärung und die Flagge des neuen Staatenbundes in die Höhe. Die emotional aufgeladene Darstellung ist ein typisches Beispiel für den Patriotismus der Amerika-Einwanderer im 19. Jahrhundert.

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