Stadt Roth (Druckversion)

Der innere Bildkreis

Um das große Mittelbild gruppieren sich zwölf weiter Gemälde. In den Ecken befinden sich vier große ovale Bilder, die gleichzeitig allegorische Darstellungen der vier Elemente sind: Im Südwesten der Raub des Ganymed, der von Zeus in Gestalt eines Adlers in den Olymp entführt wird, steht für das Element Luft.

Es folgt in der nordwestlichen Ecke die Entführung der Persephone durch Hades. Der Gott der Unterwelt prescht auf seinem Wagen aus der Erde hervor und zerrt sein nacktes Opfer zu sich in sein Gefährt als Sinnbild für die Erde.

In der nordöstlichen Ecke schließt sich eine Szene an, in der Poseidon die ihm versprochene, aber vor ihm geflohene Amphitrite aufspürt. Sichtlich wenig erfreut über die Widerspenstigkeit seiner zukünftigen Gattin, spaltet er im Vorbeigehen mit seinem Dreizack einen Felsen, aus dem dann eine Quelle entspringt, die das Element Wasser verkörpert.

Das letzte Bild trägt den Titel “Rückholung des Hephaistos in den Olymp“  und steht für das Feuer. Hephaistos, der Gott der Schmiede und des Feuers, wurde von seiner Mutter Hera aus dem Olymp verbannt. Später sandte sie Dionysos und Aphrodite aus, um ihn zurückzuholen. Die beiden mussten den Widerstrebenden erst betrunken machen, ehe sie ihn zurückbringen konnten. Die Szene zeigt, wie Aphrodite dem Schmiedegott gerade den Weinkelch reicht.

Zu den vier Eckgemälden kommen an den Längsseiten noch zwei große querovale Bilder. Auf der Westseite die Auffindung der Ariadne durch Dionysos auf der Insel Naxos und im Osten die Entführung der Iphigenie durch Agamemnon. Zwischen diese Bilder sind sechs weitere kleinere, fast monochrom gehaltene Bilder eingesetzt. Zum einen die beiden Götterpaare Kronos und Rheia sowie Zeus und Hera im Süden und Norden. In den vier noch verbleibenden Zwickeln zeigen kleinere Bilder die Personifikationen der vier Jahreszeiten.

Der äußere Bildkreis auf der niedrigsten Ebene besteht aus insgesamt 20 Bildern. Den Rahmen bilden zehn kleinere quadratische Bilder mit den Darstellungen der neun Musen, ergänzt um Fama, die Personifikation des Ruhmes und Verbreiterin von Gerüchten an der nördlichen Schmalseite. Diese Bilder wechseln sich mit sechs längsrechteckigen Bildern ab. Diese Bilder zeigen verschiedene Szenen, in denen Gruppen von Putti mythologische Szenen aus der Götterwelt nachspielen. Die Bilder wirken als ironischer Kommentar auf die Kabalen und Liebeshändel in der Welt der antiken Götter, die die großen Bilder der Ebene darüber zeigen.

Es bleiben vier Eckbilder, die die Portraits von vier Markgrafen zeigen, die dem Rother Schloss besonders verbunden waren. Um den „antiken“ Gesamteindruck der Decke zu wahren, werden die ehemaligen Schlossherren in Form von klassischen Münzportraits von Putti präsentiert.

Die Bilder entlang der Wände sind auf groben Ripsstoff mit Ölfarbe gemalt und vermitteln aus der Distanz den Eindruck echter Gobelins. Sie stammen aus der Werkstatt von Rudolf von Seitz in München, der in dieser Zeit zu bedeutendsten Ausstattungskünstlern zählte.

Der Wandzyklus zeigt Szenen aus der Odyssee des Homer, einer Geschichte also aus dem klassischen Bildungskanon.

Den Auftakt macht ein Textfeld über der Nordtüren mit den berühmen drei ersten Versen der Odyssee in lateinischer Sprache. Es folgt rechts der „Aufbruch des Telemach“ zur Suche nach seinem Vater Odysseus.
Das nächste Bild auf der Ostseite besteht aus zwei schmalen Streifen links und rechts des Fensters. Neben etwas Landschaftsstaffage sind gerade noch einige Schweineköpfe zu sehen, so daß erkennbar bleibt, daß die Verwandlung der Gefährten des Odysseus in Schweine durch Circe gemeint ist. Auf dem nächsten Bild sehen wir die zurückgebliebene Gattin Penelope beim weben des Leichengewandes für Laertes. Es folgt die Darstellung der Penelope beim Bade.
Das letzte Bild an der Ostwand zeigt phöakische Königstochter Nausikaa, wie sie den gestrandeten Odysseus auffindet. An der Südwand begegnet uns zuerst die Geschichte der Vorüberfahrt des Odysseus am Felsen der Sirenen. In der Mitte der Südwand folgt das größte Bild dieses Zyklus. In einer dramtisch gestaltetetn Szenerie sehen wir wie Odysseus bei einem großen Festmahl die Freier seiner Gattin Penelope umbringt.
An der Westwand finden nur kleinformatige Bilder Platz. Das erste zeigt Odysseus bei dem Schweinehirten Eumaios, es folgt die Figur der alten Amme Euriklea. Auf dem nächsten Wandfeld sehen wir wie Odysseus Penelope von seinen Irrfahrten erzählt. Die beiden letzen Bilder auf dieser Seite zeigen Odysseus als Diskuswerfer und seinen Vater Laertes als Bauer.

Den Abschluss bilden drei Bilder an der Nordwand. Das erste zeigt die Blendung des Zyklopen Polyphem durch Odysseus und seine Mitstreiter, sicher eine der bekanntesten Geschichte der Epos. Links und rechts des großen Schaukamins hängen die beiden letzten Bilder. Poseidon, der Vater des Polyphem sowie Athene die Schutzgöttin des Odysseus. Auf dem erwähnten Marmorkamin finden wir noch einen erwähnenswerten Fries, der einen Bacchantenzug zeigt und damit wieder auf die Funktion des Saales als Festsaal verweist.
Durch die kleine Tür neben diesem Kamin gelangen wir in den letzten Raum des Schlosses, den wir noch kurz betrachten wollen.

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