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Rest jüdischer Kultur in Roth
Im Jahre 1863 gründete sich in Roth der Gesangverein Liederkranz, bestehend aus Mitgliedern der kleinen Rother jüdischen Gemeinde. Die Gründung von jüdischen Vereinen war in dieser Zeit auch Ausdruck der zunehmenden Assimilation der jüdischen Bürger. Das bayerische Judenedikt von 1813 brachte eine deutliche Verbesserung der rechtlichen Stellung der Juden, gleichzeitig legte es aber auch eine Höchstzahl von jüdischen Familien in jeder Gemeinde fest.
Dem neuen Gesangverein war kein besonders langes Leben beschieden. In den 1880er Jahren löste er sich auf, da die jüdische Gemeinde in Roth stark schrumpfte. Die Wohnortbeschränkungen waren mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 aufgehoben worden und so zog es viele Mitglieder in die größeren Städte.
1926 übergab die jüdische Gemeinde die Fahne dem Rother Ortsmuseum als Leihgabe.1936, nach der Auflösung der jüdischen Gemeinde Roth, verlangte der Verband der Bayerischen Israelitischen Gemeinden als Rechtsnachfolger der aufgelösten Gemeinde die Herausgabe der Fahne, um sie in ihren eigenen Museumsbestand einzuverleiben. Der damalige NSDAP-Ortsgruppenleiter und 2. Bürgermeister Karl Merkel untersagt dem Historischen Verein jedoch die Rückgabe.
So trug der fanatische Antisemit Merkel wahrscheinlich unbeabsichtigt zur Erhaltung dieses Zeugnisses jüdischer Kultur bei. Im Zuge der Entrechtung und Vernichtung der Juden waren die Pläne des Landesverbands für ein jüdisches Museum bald obsolet geworden.
Die Fahne zeigt auf der Vorderseite den Harfe spielenden König David und auf der Rückseite das Rother Stadtwappen mit dem Gründungsjahr 1863. Als Fahnenspitze diente eine Figur der Siegesgöttin Viktoria.