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Objekt des Monats April
Stillleben von Erwin Oehl
Kunst der verschollenen Generation
Der Maler Erwin Oehl wurde 1907 in Thalmässing geboren und ist ein Vertreter der sogenannten verschollenen Generation von Künstlern, die um 1900 geboren wurden und ihre Karriere in der Weimarer Republik begannen. Im Nationalsozialismus konnten sie aufgrund von Verfolgungen ihre Tätigkeit nicht mehr fortsetzen und viele von ihnen gerieten nach dem 2. Weltkrieg in Vergessenheit.
Ab 1926 studierte Erwin Oehl an den Kunstakademien in München, Wien und Berlin. Er engagierte sich in der KPD und verschiedenen Komitees. 1932 lernte er seine spätere Ehefrau Louise Brod kennen. Beide wurden im März 1933 verhaftet. Nach der Entlassung wurde ein Aufenthaltsverbot für München ausgesprochen und sie zogen Ende 1933 wieder nach Thalmässing. Nach einer weiteren Verhaftung 1936 emigrierten sie nach Frankreich, 1938 erfolgte die Heirat.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Frankreich wurden sie interniert und anschließend in das Deutsche Reich ausgeliefert. Erwin Oehl blieb bis 1942 im Gefängnis, ihm wurde Berufsverbot erteilt und er wurde 1943 zum Militärdienst eingezogen. Louise Oehl blieb bis Kriegsende in Haft, unter anderem im KZ Ravensbrück.
1945 ließen sie sich wieder in Thalmässing nieder und begannen erneut mit ihrem politischen Engagement. Nach erneuten Haussuchungen verzogen sie 1959 nach München, wo Erwin Oehl 1988 und Louise Ohl 1999 verstarben.
Der künstlerische Durchbruch blieb ihm nach den verlorenen Jahren des Dritten Reiches verwehrt. Er engagierte sich in der Gewerkschaft und betrieb einen kleinen Antiquitätenhandel.
Seiner Heimat blieb er als Sammler fränkischer Haferkeramik verbunden, die auch häufig als Motiv seiner Stilleben auftaucht. Der größte Teil seiner Sammlung befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum und im Museum Schloss Ratibor.